Das erwartet den Handel in den nächsten Jahren

Ein Einkaufswagen steht verlassen auf einem Parkplatz

Lisi Prem im Interview

Lisi Prem, gebürtige Salzburgerin, ist Future Trends & Culture Expertin. Sie studierte Internationale Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck und Sydney und war anschließend mehrere Jahre als Kommunikationsmanagerin tätig. Dort kam sie in Paris und London zum ersten Mal mit Trendforschung in Berührung und lernte Trendforscher wie die berühmte Li Edelkoort kennen. Nachdem sie aus Neugier und Abenteuerlust einige Jahre in Ostafrika lebte und arbeitet, kehrte sie 2014 wieder in ihre Heimat zurück und gründete die Trend- und Strategieberatungsagentur tomorrowstories. Seitdem hilft sie Unternehmen weltweit, Geschichten für morgen zu erzählen und über eine bessere Zukunft nachzudenken. Zu ihren Kunden zählen Marken aus den Bereichen Konsumgüter, Lifestyle, Tourismus, Sport, Design und Mode. Auf ihrem Instagram-Kanal @tomorrowstories hält sie regelmäßig #tomorrowtalks über Zukunftsthemen wie #femaleempowerment, #newmaterials oder #thefutureofsex mit internationalen Gästen. Im Dezember 2021 war sie bereits Host eines yip.at Webinars bezüglich Zukunftstrends, worüber wir noch einmal mit ihr sprechen durften!

Was steckt hinter tomorrowstories und was sollten die Lerser:innen über dich wissen?

tomorrowstories ist eine Trend- und Strategieberatungsagentur in Salzburg. Mit tomorrowstories spüre ich für Firmen auf der ganzen Welt Trends im Bereich Lifestyle, Design, Mode, uvm. mehr auf und helfe bei der Strategieentwicklung. Ich habe Internationale Wirtschaft studiert und viel im Ausland gelebt und gearbeitet, unter anderem in Australien und Ostafrika. Ich beschäftige mich schon seit 20 Jahren mehr oder weniger mit Trends – meine Leidenschaft dafür ist bei meinem ersten Job nach der Uni bei Swarovski entstanden: Dort durfte ich auf Messen und Events in London und Paris die großen Trendforscher live erleben.

Wie spürst du die Trends auf?

Trendspotting hat viel davon, wie ein Surfer die Wellen beobachtet: Ich bin ständig auf der Suche nach Zeichen, dass sich etwas Neues entwickelt. Dabei gilt es unter anderem die Innovations- und Startup-Szene zu beobachten und zu forschen, welche neuen Produkte und Services unsere Bedürfnisse gerade besonders gut erfüllen und damit zum Erfolg werden. Zuerst sind es die “Early Adopters”, die Innovationen aufgreifen. Diese schaue ich mir sehr genau an. Dann “bricht” sozusagen irgendwann die Welle und das Neue geht in den Mainstream über. Mit der Zeit kriegt man ein Gespür dafür, was wirklich spannend, anders und transformativ ist.

Was wird deiner Meinung nach die größte Veränderung sein, die uns dieses Jahr bevorsteht?

Das Metaverse und NFTs waren schon 2021 der große Trend. 2022 wird diese Entwicklung noch stärker in unser reales und digitales Leben eindringen. Sogar H&M ist jetzt auf den Zug aufgesprungen und hat gerade Digital Fashion Designs herausgebracht. In diesem Jahr werden wir noch sehr viele andere große Brands sehen, die sich im Metaverse positionieren.

Wie wirkt sich diese auf den lokalen Handel aus?

Digitaler und stationärer Handel verschmelzen immer mehr, aber das ist keineswegs negativ: Der  lokale Handel hat dadurch noch mehr Chancen, näher am Kunden dran zu sein. Von der Instagram-Story mit der Shop-Besitzerin/dem Shop-Besitzer zum Shoppingerlebnis im Geschäft bis hin zur Top-Nachbereitung mit Rückgabeservice, etc. und einem smarten Newsletter sollte alles durchdacht und einer Strategie folgen. Und: Was der Kunde vom Internetgeschäft kennt, erwartet er jetzt auch im realen Leben. Convenience ist das große Schlagwort und da gehört zum Beispiel ein Lieferservice auch für Lifestyle-Produkte dazu. Das wird noch mehr kommen.

Auf welche 5 Shoppingtrends können wir uns die nächsten Jahre einstellen?

Neben Convenience sind es vor allem wie gesagt das Metaverse, die Neuinterpretation von Nachhaltigkeit, absolute Transparenz & Ehrlichkeit gegenüber dem Kunden und eine Neubelebung des Lokalen , die uns alle sehr stark beschäftigen werden. Die 2020er Jahre werden entscheiden dafür sein, wie Mensch, Natur und Technik miteinander agieren. Da geht sich einiges im Moment nicht mehr aus, man denke nur ans Klima, oder an den Anstieg der psychischen Probleme durchs Digitale. Es wird sehr spannend, wie wir schlussendlich damit umgehen werden.

Welche Entwicklung siehst du selbst als kritisch an und warum?

Die Zukunft ist, was wir daraus machen, deshalb gibt es keine guten oder schlechten Trends. Wenn ein Trend nicht zu unseren Bedürfnissen passt, dann gibt es wieder einen Gegentrend. So entwickeln wir uns weiter. Die Zukunft ist eine komplexe Story, die wir gemeinsam schreiben und jeder von uns kann mit seinen Ideen dazu beitragen. Aber grundsätzlich bin ich gerade jetzt trotz allen Widrigkeiten ein Zukunftsopimist: ich halte sehr viel von den jungen Menschen der Generation Z, die im Moment in der Berufswelt durchstarten. Sie haben so viele tolle Ideen, wie wir besser, gesünder und umweltfreundlicher leben können. Es gibt zum Beispiel schon großartige Projekte im Bereich neue Materialien, zum Beispiel Leder aus Pilzen – da kommt man aus dem Staunen nicht heraus.

Wie können Unternehmen selbst Zukunftstrends besser erkennen?

Unternehmer sollten gerade jetzt offen und neugierig bleiben. Es gilt, aus der Komfortzone auch mal herausgehen und sich mit Dingen zu beschäftigen, die auf den ersten Anschein nichts mit dem eigenen Business zu tun haben: Denn auch wenn ein Trend wie das Metaverse oder Gaming und Esports völlig irrelevant für einen selber klingt, heißt das noch lange nicht, dass er nicht doch vielleicht sogar die breite Masse erobert. Man denke nur an das Beispiel „AirBnB”: Wer hätte jemals gedacht, dass so viele Menschen gegen Bezahlung in einer fremden Wohnung übernachten wollen und das sogar oft lieber als in einem Hotel?

Welchen Tipp hast du für den stationären Handel in Österreich? Welches To-Do und welches Don’t gibt es für unsere Unternehmen dieses Jahr?

Im diesem Jahr werden große Brands wirklich sehr viel im Metaverse ausprobieren. Es besteht noch nicht unbedingt Handlungsbedarf, aber wer jetzt schläft und sich nicht über die großen Veränderungen zumindest informiert , die in den nächsten 3-5 Jahren kommen, wird es bereuen. Schaut Euch 2022 unbedingt an, was die bekannten Sport- und Modemarken 2022 im Bereich Metaverse, NFTs und Gaming machen. Da geht die Reise hin.

Worauf kann sich deine Community dieses Jahr noch freuen?

2022 wird es wie gehabt vor allem auf @tomorrowstories auf Instagram weiterhin viel Trendinfo geben. Ich poste regelmäßig neue Stories, in denen ich von den neusten Trends berichte. Außerdem starte ich meinen ersten eigenen tomorrowstories Podcast! Dieses Jahr sind wieder sehr spannenden Gäste dabei, die über Zukunftsthemen aus den verschiedensten Bereichen sprechen werden. Ich freue mich auf jeden, der rein hört!

Das könnte dich auch interessieren